22. Verlegung von Stolpersteinen im Osnabrück

 

17. April 2013 (11 Steine)

 

Ruth TEN BRINK

geboren am 16.06.1916 in Bramsche 

 

 

Straße:

Domhof 8

Stadtteil:

Innenstadt

Todesdatum:

05.02.1943

Todesort:

KZ Auschwitz

 

Ruth ten Brink war die Tochter von Sophie und Hermann ten Brink, welcher Inhaber eines Viehagenturgeschäftes und Viehkommissionär am Viehhof war. Die Familie besaß die holländische Staatsangehörigkeit. Ihr Bruder Werner, geb. 1919, machte eine Tischlerlehre in Herford und emigrierte 1936 nach Holland, sie folgte ihm nach einer abgeschlossenen Ausbildung zur Krankenschwester und ließ sich in Apeldoorn nieder. Ihre Eltern emigrierten im Juli 1938 nach Goor/Holland. Ruth ten Brink wurde am 02. Februar 1943 ab Westerbork in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo sie drei Tage später, am 05. Februar 1943, ermordet wurde.

Opfergruppe:

Jüdin

Quellen:

Sellmeyer, Martina u. Peter Junk: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche: Rasch Verlag, 2000³; Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz.

Patenschaft:

Christiane, Johannes, Lisanne und Linus Richter

 

 

 

 

 

Paul Aloysius Joseph HUMBERT

geboren am 21.05.1868 in Hedersleben 

 

 

Straße:

Neuer Graben 15

Stadtteil:

Innenstadt

Todesdatum:

20. Juni 1941

Todesort:

Hadamar

 

Paul Humbert wohnte mit seiner Frau Sophie am neuen Graben 15b. Das Paar hatte keine Kinder. Paul Humbert arbeitete als Kaufmann. Seit dem 11. Februar 1925 war er Patient der Heil- und Pflegeanstalt Osnabrück. Seine Ehefrau musste für die Unterbringung die Hälfte ihrer Altersrente an die Bezirksfürsorge der Stadt Osnabrück bezahlen und geriet dadurch in finanzielle Not. Paul Humbert wird im April 1941 mit dreiundsiebzig Jahren nach Eichberg deportiert und von dort aus in die Tötungsanstalt Hadamar. Nach der Sterbeurkunde aus Hadamar ist er am 20. Juni 1941 um 1.05 Uhr gestorben. Als Todesursache ist Thrombose, Lungenembolie angegeben. Seine Frau schreibt am 1.2.1942 in einem Brief: "Er ist von Osnabrück dorthin überführt, und (hat) nur ganz kurze Zeit dort gelebt."

Opfergruppe:

Euthanasieopfer

Quellen:

Namensliste Eva Berger, Die Würde des Menschen ist unantastbar, Bramsche 1999 S. 277; Sta Os Rep 950 Osn, Nr. 655; Adressbuch 1922/23; Durchsicht Dr. Lilienthal Hadamar Gedst.* Akte im Bundesarchiv Berlin vorhanden (Hinweis: Dr. Lilienthal Hadamar); Böhne, Lisa: Osnabrücker Schicksale, Osnabrück 2011 (bisher unveröffentlichtes Manuskript)

Patenschaft:

Barbara Büter 

 

 

 

Ida STERN, geb. Hertz

geboren am 23. Januar 1869 in Coesfeld 

 

 

Straße:

Seminarstr. 30/31

Stadtteil:

Innenstadt

Todesdatum:

23.11.1942

Todesort:

Vernichtungslager Treblinka

 

Die Witwe des Pferdehändlers Israel Stern war Inhaberin der Pferdehandlung und des Garagenbetriebes "Israel Stern" in der Seminarstraße 30/31. Ihre Tochter Frieda Stern heiratete 1920 nach Warburg, ihr Sohn Arnold meldete sich nach Westheim ab, da er "auswärts verheiratet" war. Die anderen beiden Söhne Rudolf und Leo Stern waren Inhaber eines Bauernhofes bei Westercappeln, auf dem jüdische Jugendliche eine landwirtschaftliche Vorbereitung für die Auswanderung nach Palästina absolvierten. In der Pogrom-Nacht 1938 wurde Rudolf Stern nach Buchenwald deportiert. Das Haus in der Seminarstraße 30/31 diente als "Judenhaus". Rudolf Stern wurde nach seiner Rückkehr nach Osnabrück im Dezember 1941 nach Riga deportiert. Dort heiratete er Erna Stern, die Witwe seines Bruders Leo. Er wurde von Riga nach Libau, dann im November 1944 "in die Gegend von Kiel" deportiert und im Mai 1945 befreit. Ida Stern kam 1941 in das "Judenhaus" an der Kommenderiestraße 11. Am 31. Juli 1942 wurde sie ab Münster - Bielefeld zunächst in das KZ Theresienstadt und am 23. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert, wo sie am 23. November desselben Jahres ermordet wurde.

Opfergruppe:

Jüdin

Quellen:

Junk, Peter/ Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche: Rasch Verlag 2000³; Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz.

Patenschaft:

Prof. Dr. Széll 

 

 

 

 

 

Erna STERN, geb. Meyberg

geboren am 02.04.1906 in Hohenlimburg 

 

 

Straße:

Seminarstraße 31

Stadtteil:

Innenstadt

Todesdatum:

unbekannt

Todesort:

KZ Stutthof

 

Erna Stern, geb. Meyberg heiratete 1935 den Kaufmann Leo Stern, der nur drei Jahre später starb. Sie lebte anschließend bei der Familie ihres verstorbenen Mannes in der Seminarstraße 31. Im Dezember 1941 wurde sie nach Riga deportiert. Dort heiratete sie den Bruder ihres verstorbenen Mannes, Rudolf Stern. Dieser wurde von Riga nach Libau und im November 1944 "in die Gegend von Kiel" deportiert, wo er im Mai 1945 befreit wurde. Erna Stern wurde 1944 in das Konzentrationslager Stutthof bei Danzig "verlegt". Nach Kriegsende wurde sie "für tot erklärt".

Opfergruppe:

Jüdin

Quellen:

Junk, Peter/ Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche: Rasch Verlag 2000³.

Patenschaft:

Christel Wachtel 

 

 

 

 

Siegfried Caesar Friedrich Spitzley

geboren am 15.07.1931 in Osnabrück 

 

 

Straße:

Kommenderiestr. 77

Stadtteil:

Innenstadt

Todesdatum:

21.08.1944

Todesort:

"Kinderfachabteilung" der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg

 

Siegfried Caesar Friedrich Spitzley wurde am 15. Juli 1931 in Osnabrück geboren. Seine Eltern Ida und Fritz Spitzley hatten fünf Kinder. Siegfried Spitzley wurde am 04.02.1944 in die "Kinderfachabteilung" der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg eingeliefert. Er wurde als "folgsam [...und] an sich sauber beschrieben." Er litt unter epileptischen Krampfanfällen. Siegfried Spitzley verstarb am 21.08.1944 (Vermerk in Meldekartei: gest. 20.8.44). Siegfried Caesar Friedrich Spitzley ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Opfer der "Kinder-Aktion", d.h. Opfer eines NS-Verbrechens in der Psychiatrie im Zweiten Weltkrieg in Deutschland. In der "Kinderfachabteilung" der Landesheilanstalt Lüneburg wurden während des Zweiten Weltkriegs 350 Kinder ermordet.

Opfergruppe:

Euthanasieopfer

Quellen:

Dr. Raimund Reiter: Opfer aus Osnabrück in der "Kinderfachabteilung" der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg im Zweiten Weltkrieg.

Patenschaft:

Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Ortsvereinigung Osnabrück e. V. 

 

 

 

 

Julie BLUMENAU, geb. Meyer

geboren am 07.08.1866 in Rethem a. d. Aller 

 

 

Straße:

Schnatgang 18, Hasetorwall 14 (früher Kaiserwall)

Stadtteil:

Wüste

Todesdatum:

23.09.1942

Todesort:

Vernichtungslager Treblinka

 

 

 

Jenny MEYER

geboren am 05.10.1869 in Rethem a. d. Aller 

 

 

Straße:

Schnatgang 18, Hasetorwall 14 (früher Kaiserwall)

Stadtteil:

Wüste

Todesdatum:

23.09.1942

Todesort:

Vernichtungslager Treblinka

 

 

 

Die Witwe Julie Blumenau wurde am 07.08.1866 in Rethem a. d. Aller geboren und wohnte zusammen mit ihrer Schwester Jenny Meyer, geboren am 05.10.1869, in Osnabrück. Im August 1941 meldeten sie sich gemeinsam nach Hannover ab. Am 23. Juli 1942 wurden sie zunächst in das Ghetto Theresienstadt und anschließend in das Vernichtungslager Treblinka deportiert, wo sie am 23. September 1942 ermordet wurden.  (Eingabe: Judith Brüggemann)

 

 

 

Opfergruppe: 

Juden

Quellen:

Junk, Peter/ Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche: Rasch Verlag 2000³; Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz.

Patenschaft:

Martinsgemeinde (Julie Blumenau); Klaus Stein (Jenny Meyer) 

 

 

 

 

 

Amalie MEYBERG, geb. Schickler

geboren am 28.02.1861 in Nienburg 

 

 

Straße:

Schnatgang 18

Stadtteil:

Wüste

Todesdatum:

01.01.1942

Todesort:

KZ Lodz

 

Die Witwe von Salomon Meyberg, gest. 1930, zog im Oktober 1934 nach Emden in ein Altersheim. Wie alle Bewohner dieses Heims wurde auch Amalie Meyberg in das Ghetto nach Litzmannstadt (Lodz) deportiert, wo sie am 01. Januar 1942 ermordet wurde.

Opfergruppe:

Jüdin

Quellen:

Junk, Peter/ Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche: Rasch Verlag 2000³; Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz.

Patenschaft:

Christel Buermeyer

 

 

 

 

Rosa GRÜNBERG

geboren am 08.05.1893 in Ostercappeln 

 

 

Straße:

Schnatgang 14

Stadtteil:

Wüste

Todesdatum:

28.07.1944

Todesort:

KZ Riga

 

 

 

Siegfried GRÜNBERG

geboren am 14.01.1898 in Haste 

 

 

Straße:

Schnatgang 14

Stadtteil:

Wüste

Todesdatum:

28.07.1942

Todesort:

Ghetto Minsk

 

 

 

Berta GRÜNBERG

geboren am 19.09.1900 in Osnabrück 

 

 

Straße:

Schnatgang 14

Stadtteil:

Wüste

Todesdatum:

19.12.1944 (amtliches Todesdatum)

Todesort:

KZ Stutthof

 

 

 

Rosa Grünberg, geboren am 08.05.1893 in Ostercappeln, lebte mit ihren Geschwistern Josef, Siegfried und Berta in Osnabrück.

Josef Grünberg, geb. 27.11.1895 in Ostercappeln, war Inhaber der Viehhandlung "Carl Grünberg". 

Siegfried Grünberg, geboren am 14.01.1898 in Haste, meldete sich von 1932-1938 mit seiner Schwester Berta, geboren am 19.09.1900 in Osnabrück, nach Syke ab, mit anschließender Rückkehr nach Osnabrück. In der Pogrom-Nacht wurde Siegfried zusammen mit seinem Bruder Josef in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Ein paar Monate später kamen sie wieder frei. 

Nach dem zwangsweisen Verkauf des Hauses im Schnatgang am 14. Februar 1939 zogen die Geschwister um in die Herderstraße 22, ab November 1939 waren sie im "Judenhaus" Kommenderiestraße 11 gemeldet.

Siegfried Grünberg war von Mai 1940 bis Juli 1941 nach Bremen abgemeldet. Laut Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz wurde er am 18. November 1941 ab Hamburg in das Ghetto nach Minsk deportiert, wo er am 28. Juli 1942 ermordet wurde. Rosa Grünberg wurde zusammen mit ihrer Schwester Berta und ihrem Bruder Josef am 13. Dezember 1941 ab Münster - Osnabrück - Bielefeld nach Riga deportiert. Dort wurde sie am 28. Juli 1944 ermordet. Berta Grünberg wurde von Riga aus in das Konzentrationslager Stutthof deportiert, wo sie ebenfalls 1944 ermordet wurde. Ihr Bruder Josef Grünberg hat überlebt. Im Oktober 1944 wurde er zunächst von Riga in das Konzentrationslager Stutthof „verlegt“ und von dort Anfang 1945 nach Lauenburg/Pommern. Dort befand sich ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, welches am 10. März 1945 durch die Rote Armee befreit wurde.

 

 

 

Opfergruppe: 

Juden

Quellen:

Sellmeyer, Martina u. Peter Junk: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche: Rasch Verlag, 2000³; Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz.

Patenschaft:

Maria-Luise Bockermann (Rosa Grünberg), Anne Wiertel (Berta Grünberg), Andreas Grötschel (Siegfried Grünberg)