25. September 2013

Schüler der BFS Bautechnik verlegen den 243. Stolperstein!

 

 

25. September 2013 (7 Steine)

Moderation: Lisa Böhne

Martha RAZEN (geb. Schulhoff)

geboren am 31. Oktober 1887 in Osnabrück 

 

Straße:

Osnabrück, Möserstr. 39

Stadtteil:

Innenstadt

Todesdatum:

September 1940

Todesort:

Brandenburg a. d. Havel - Tötungsanstalt Altes Zuchthaus Brandenburg

 

Martha Razen lebte als Tochter des Kaufmannes Josef Schulhoff und Johanna Moses verw. Appel in Osnabrück.

 

Ihr Mann Julius Razen, geb. 14.09.1886, war Diplom Ingenieur. Als die Ehe Ende Juli 1922 in Osnabrück geschlossen wird sind die Eheleute bereits 35 und 36 Jahre alt.

 

Martha Razen ist in der Möserstr. 36 bei ihrem Bruder gemeldet, der Eheann wohnt in Luxemburg. Die Ehe bleibt kinderlos und wird bereits zwei Jahre später, 1924, in Luxemburg geschieden.

 

Martha Razen wurde am 20.4.1937 in die Heil- und Pflegeanstalt Osnabrück aufgenommen. Am 21.09.1940 wurde sie mit weiteren acht jüdischen Pati-enten in eine Anstalt bei Wunstorf verlegt und am 27.09.1940 mit 158 jüdi-schen Patienten aus 25 Anstalten Norddeutschlands über Berlin nach Bran-denburg transportiert. Offiziell waren die Patienten zur vorgeblichen „Verle-gung“ in eine Nervenheilanstalt in Cholm bei Lublin vorgesehen. Hier befand sich aber lediglich die Postadresse des Standesamtes, das die Sterbeurkun-den ausstellte.

Martha Razen wurde in der Anfang 1940 eingerichteten Euthanasie-Anstalt im ehemaligen Zuchthaus Brandenburg im September 1940 durch Kohlen-stoffmonoxid getötet. Bereits im Januar 1940 war hier die Tötung von Men-schen erprobt worden. Bis zum Oktober 1940 wurden mehr als 9.000 psy-chisch Kranke und geistig Behinderte aus Nord- und Mitteldeutschland in der Gaskammer ermordet, darunter ca. 10 Prozent jüdische Patienten. Martha Razen ist im doppelten Sinne Opfer: als Euthanasieopfer und als Jüdin.

Opfergruppe:

Jüdin, Euthanasieopfer

Quellen:

E. Berger S. 258, NLKhO. Archiv, Entlassungsbuch für Frauen 1939 – 1949 s. Recherche Böhne; Lisa Böhne: "Osnabrücker Schicksale" - bisher unveröffentlichtes Manuskript, Osnabrück 2011; Asmus Finzen: Auf dem Dienstweg – Die Verstrickung einer Anstalt in die Tötung psychisch Kranker, Loccum 1984; Becker in: Ernst Klee: Euthanasie< im NS-Staat, Frankfurt am Main 1995, Homepage der Gedenkstätte: http://www.stiftung-bg.de; Berger, Eva "Die Würde des Menschen ist unantastbar“, Bramsche 1999, Namensliste, S. 277 ff.; Einwohnermeldekartei: Rep 3b XVIII Nr. 280, Dep 3b XVIII Nr. 522

Patenschaft:

Erich-Maria-Remarque-Realschule

 

 

Alexander WEXSELER

geboren am 05. März 1906 in Celle

 

Straße:

Möserstraße 26

Stadtteil:

Innenstadt

Todesdatum:

März 1942

Todesort:

KZ Salaspils bei Riga

 

Alexander Wexseler war seit 1935 bei der Familie Lipschütz in der Möserstraße 26 gemeldet. Er war als Verkäufer bei der Firma "S. Alsberg u. Co." in der Großen Straße, anschließend bei der Firma "Flatauer u. Co." in der Möserstraße angestellt. In der Pogrom-Nacht 1938 wurde er nach Buchenwald deportiert und dort ca. 3 Monate inhaftiert. Im Juni 1939 war er mit seiner Frau im so genannten "Judenhaus" Heger Straße 24 gemeldet. Während dieser Zeit musste er Zwangsarbeit in einer Tiefbaufirma verrichten. Im Dezember 1941 wurde Alexander Wexseler in das Ghetto Riga deportiert, von dort aus im Dezember 1941 in den Hinrichtungsort Salaspils "verlegt" und dort im März 1942 ermordet. Seine Frau überlebte.

Opfergruppe:

Jude

Quellen:

Junk, Peter/ Sellmeyer, Martina: Stationen auf dem Weg nach Auschwitz. Bramsche: Rasch Verlag 2002³, Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz.

Patenschaft:

Dieter Nottbusch

 

 

 

Hermann Heinrich Franz MÖLLENKAMP

geboren am 25.08.1910 in Osnabrück 

 

Straße:

Wittekindstr. 1

Stadtteil:

Innenstadt

Todesdatum:

02.07.1942

Todesort:

Posen

 

Hermann Heinrich Franz Möllenkamp, katholisch, kam am 25.8.1910 in Osnabrück als Sohn des Eisenbahn -Wagenaufseher Johann Hermann Christian Möllenkamp und Margarete Theresia, geb. Barke zur Welt. Am 18.7.1939 heiratete der kaufmännische Angestellte seine Frau Agnes, geb. Wallenhost, katholisch. Das Ehepaar wohnte in Osnabrück in der Wittenkindstraße. 1. Möllenkamp diente als Gefreiter in der 12. Kompanie Luftgau-Nachrichten-Regiment 2 Litzmannstadt. Er befand sich in der Zeit vom 7.2.1942 bis zum 23.02.1942 wegen psychologischer Auffälligkeiten im Reserve-Lazarett Posen. Anschließend wurde er in die Standortarrestanstalt entlassen. Am 9.4.1942 wurde Möllenkamp wegen Fahnenflucht vom Feldgericht des Kommandierenden Generals und Befehlshabers im Luftgau II Posen zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 2.7.1942 um 4:55 im Fliegerhorst Posen durch Erschießen vollstreckt.

Opfergruppe:

Deserteur

Quellen:

Recherche der Deutschen Dienststelle Berlin, Geschäftszeichen V-21-677/090908153

Patenschaft:

Michael Bünte

 

 

 

Julius PINCUS

geboren am 02.04.1887 in Märkisch-Friedland 

 

Straße:

Möserstr. 11a

Stadtteil:

Innenstadt

Todesdatum:

07.05.1943

Todesort:

KZ Sobibor

 

 

Meta PINCUS (geb. Israel)

geboren am 28.12.1884 in Peine

 

Straße:

Möserstr. 11a

Stadtteil:

Innenstadt

Todesdatum:

07.05.1943

Todesort:

KZ Sobibor

 

 

Julius Pincus war zusammen mit Nathan Meyer Inhaber der Kurz- und Textilgroßwarenhandlung "N. Meyer u. Co. GmbH". Er emigrierte laut Abmeldung im Oktober1937 mit seiner Frau Meta nach Amsterdam. Von dort aus wurden er und seine Frau über Westerbork in das KZ Sobibor deportiert, wo sie ermordet wurden.

Heinrich FUNKE

geboren am 06.12.1901 in Holsten-Mündrup, Kreis Osnabrück 

 

Straße:

Herrenteichstr. 13/14

Stadtteil:

Innenstadt

Todesdatum:

09. oder 10.06.1941

Todesort:

Hadamar

 

Über das Leben von Heinrich Funke ist nur wenig bekannt. Laut den Melde-daten zog er am 31.03.1919 nach Osnabrück. Zuvor war er in der Strafanstalt Brock-Westbevern gemeldet. Am 03.12.1919 befand er sich in Untersuch-ungshaft in Osnabrück. Der nächste Eintrag besagt, das er am 13.04.1922 von Hamm in Westfalen nach Osnabrück in die Lohstraße 21 zog und schlie-ßlich am 15.8.1932 in die Herrenteichstr. 13/14. Als Invalide wurde Heinrich Funke am 27.04.1935 in die Provinzial-Heil-und Pflegeanstalt Osnabrück aufgenommen. Die Deportation nach Eichberg folgte am 22.04.1941, von dort wurde er Anfang Juni 1941 nach Hadamar gebracht und ermordet.

Opfergruppe:

Euthanasieopfer

Quellen:

Berger, Eva "Die Würde des Menschen ist unantastbar, Bramsche 1999, Namensliste, S. 277 ff. Böhne, Lisa: "Osnabrücker Schicksale" - bisher unveröffentlichtes Manuskript, Osnabrück 2011. Bestätigt durch die Gedenkstätte Hadamar, NdsLA-STAOS, Einwohnermeldekartei, Häuserkartei

Patenschaft:

Reinhold Klaßen

 

 

Hermann August BEENING

geboren am 21.10.1918 in Osnabrück 

 

Straße:

Schinkelstraße 38

Stadtteil:

Schinkel

Todesdatum:

19.12.1942

Todesort:

Otschki

 

Hermann August Beening wurde am 21.10.1918 in Osnabrück als Sohn des Reichsbahn-Rottenaufseher a.D. Wilhelm Beening und Anna Marie, geb. Schröder geboren. Hermann Beening war nicht verheiratet. Er lebte in der Schinkelstraße. 38.

 

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Beening zum Flieger bei der Luft-waffe in unterschiedlichen Organisationseinheiten der Fliegerausbildung vom 6.10.1939- 30.6.1940 ausgebildet. Nach diesen Aufenthalten wurde er zu ein-er Ergänzungstruppe des Kampfgeschwaders 3 nach Krakau verlegt. Anschließend war er vom 18.9.1940 bis zum 19.4.1941 in der Technischen Kompanie Segelfliegerschule der Luftwaffe Neuhausen tätig. Nach diesen Stationen befand sich Beening laut Auskunft der Deutschen Dienststelle Berlin vermutlich schon in Wehrmachtsgefangenschaft, u. a. im Wehrmachts-gefängnis Torgau, ab dem 31.3.1941, im Wehrmachtsgefängnis Glatz und schließlich ab dem 28.09.1942 in der 2. Kompanie Feldstraf-Gefangenen-Abteilung 1 und ab dem 19.12.1942 in der 4. Kompanie Feldstraf-Gefan-genen-Abteilung 1. Der Grund für seine Inhaftierung ist unbekannt. Die Feld-straf-Gefangenen-Abteilungen wurden als Bautruppe, in der Regel ohne Waff-en, unter gefahrvollen Umständen an der Front eingesetzt. Man nutzte sie z. B. zum Minenlegen, -räumen, Stellungs- und Straßenbau. Aber auch in von Partisanen durchsetztem Gebiet wurden diese Einheiten oft eingesetzt. Die Gefangenen erhielten nur einen stark gekürzten Verpflegungssatz.

 

In den Jahren 1940 und 1941 war Beening sechsmal in Lazaretten in Ham-burg, Königsberg, Halle und Elbing u. a. wegen einer verschleppten Hirnhaut-entzündung aus dem Mai 1939 in Behandlung. Zudem wurde sein Geistes-zustand beobachtet. Im Lazarett Elbing wurde Beening als „geistig minderwertige Persönlichkeit“ bezeichnet. Zwischen den Lazarettaufenthalten wurde er wieder dienstfähig zur Truppe zurückgeschickt. Wahrscheinlich wollte er, als er sich in der 4. Kompanie Feldstraf-Gefangenen-Abteilung 1 befand, seiner Gefangenschaft ein Ende setzen und versuchte zu fliehen. Bei diesem Fluchtversuch wurde er am 19.12.1942 in Otschki (östlicher Kriegsschauplatz) erschossen.

Opfergruppe:

Deserteur

Quellen:

Recherche der Deutschen Dienststelle Berlin, Geschäftszeichen V-21-677/090218330; Nds.LA-STAOS, Einwohnermeldekartei, Häuserkartei, www.lexikon-der-wehrmacht.de, 18.06.2013

Patenschaft:

Firmlinge der Heilig-Kreuz-Gemeinde Osnabrück-Schinkel